Bernina Gran Turismo

Die Wurzeln des Bernina Gran Turismo

"Das hohe Lied der Technik, das die Motoren dort oben über der Schneegrenze singen, wird Sie mit Stolz erfüllen."


Wenn der Klang historischer Motoren über die Pässe des Engadins hallt, ist eines sicher: Der Bernina Gran Turismo lebt eine Tradition, die fast 100 Jahre zurückreicht. Was heute als eines der stilvollsten historischen Bergrennen Europas gefeiert wird, hat seinen Ursprung in einer Zeit, in der Automobilität im Hochgebirge noch ein Abenteuer war.

Eine mutige Idee im Herzen der Alpen

Im Jahr 1929, in einer Epoche des Aufbruchs und technischer Faszination, initiierten visionäre Engadiner Tourismus-Pioniere die erste Internationale St. Moritzer Automobilwoche. Ihr Ziel: Auch im Sommer Gäste aus aller Welt ins Engadin locken und die noch junge Freiheit des Automobils feiern – denn erst 1925 hatte Graubünden das allgemeine Fahrverbot für Automobile aufgehoben.

Das Herzstück dieser Automobilwoche war das legendäre Bernina-Bergrennen: ein anspruchsvolles Rennen über etwa 16,5 Kilometer, vom Tal bei La Rösa bis hinauf auf die Höhen des Berninapasses. Schnell etablierte sich das Event als einer der herausforderndsten Bergrennläufe der Alpen.

Die grossen Namen – Stuck, Chiron und Co.

Die ersten Bernina-Bergrennen zogen die besten Fahrer ihrer Zeit an.

1929 dominierte Hans Stuck von Villiez auf seinem Austro-Daimler ADR 3.0 die Szene und setzte mit einer Bestzeit von 14:58,4 Minuten bei den Rennwagen eine erste Bestmarke. Im Folgejahr glänzte kein Geringerer als Louis Chiron auf seinem Bugatti T47 – ein Name, der später im internationalen Motorsport ebenso legendär werden sollte.

Auch andere bekannte Marken wie Mercedes-Benz, Bugatti, Alfa Romeo, Lancia und Lagonda kämpften um den Grossen Preis des Bernina, was die frühe Bedeutung des Rennens zusätzlich unterstrich.

Mehr als ein Rennen – ein Mobilitätsmanifest

Neben dem Bergrennen gehörte zur Automobilwoche auch der berühmte Kilomètre lancé – ein Beschleunigungsrennen über einen Kilometer auf der eigens von Shell neu asphaltierten Strasse zwischen Punt Muragl und Samedan. Diese sogenannte „Shell-Strasse“ existiert noch heute – ein stiller Zeitzeuge einer Ära, die die Mobilität im Hochgebirge neu definierte.

Die Resultate von 1929 – ein Blick in die Historie

Die ersten Rennklassenergebnisse zeugen von echter Motorsportgeschichte:

  • Tourenwagen-Beste Zeit: Gildo Strazza (Lancia) – 17:47,8
  • Sportwagen-Beste Zeit: A. Momberger (Mercedes-Benz) – 16:05
  • Rennwagen-Beste Zeit: Hans Stuck (Austro-Daimler) – 14:58,4

Ob Tourenwagen, Sportwagen oder Grand Prix-Boliden – der Berninapass verlangte den Fahrern alles ab: Mut, Technikverständnis und fahrerische Präzision.

Vom Mythos zum Revival: Heute lebt der Geist weiter

Heute, mit dem Bernina Gran Turismo, wird diese Pioniergeschichte wieder spürbar.

Seit der Neuauflage 2015 knüpft das Event bewusst an die Tradition an – nicht als nostalgische Replik, sondern als authentische Weiterentwicklung: kuratiert, stilvoll, kraftvoll.

Auf derselben Strecke, über dieselben Kurven, fahren heute Klassiker, die Geschichte geschrieben haben – und schreiben damit ein neues Kapitel.

Bernina Gran Turismo – wo Vergangenheit keine Vergangenheit bleibt, sondern Zukunft wird.